33 Genies erreichen wandernd Abitur

05.07.2023 CJD Berchtesgaden Gymnasium CJD Christophorusschulen Berchtesgaden CJD Bayern « zur Übersicht

Zeugnisverleihung der CJD Christophorusschulen Berchtesgaden am Dürreck

33 Genies des Gymnasiums der CJD Christophorusschulen Berchtesgaden haben wandernd das Ziel Abitur erreicht. So jedenfalls schilderten es Schüler und Lehrer am Freitag in den Ansprachen zur Zeugnisverteilung am Dürreck. Die Abiturfeier in der Turnhalle begann mit einem Gottesdienst – gestaltet von Religionslehrerin und Jahrgangsstufenleiterin Katharina Luibl-Auberger und Schülern, musikalisch untermalt von den Lehrern Marion Kusterle und Dr. Herbert Höpfner. Thema des Gottesdienstes war »Wege«. Die Jahrgangsstufenleiterin erinnerte sich, wie die Schüler und sie den Weg zum Abitur zaghaft gestartet hatten und nun ins Ziel gesprintet seien. Manchmal sei es leicht gewesen, dann wieder herausfordernd. »Jetzt ist es geschafft.« Schulgemeinschaft und Gäste beteten das »Vaterunser«, ehe Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob Segen spendete und die eigentliche Abiturfeier begann.

Schülerin Marilena Fürmann gab ein Stück auf der Harfe zum Besten und im Laufe der Feier sang der Schulchor mehrere Lieder. Direktor Stefan Kantsperger begrüßte die Ehrengäste, darunter der ehemalige Schulleiter Stefan Gauer, Landrat Bernhard Kern, die Bürgermeister beziehungsweise zweiten Bürgermeister Hannes Rasp, Thomas Weber, Sepp Wenig, Rudi Fendt und Wolfgang Lochner sowie Helmuth Wegscheider vom SV Chiemgau, Gäste, Lehrer und natürlich die Abiturienten. Die beglückwünschte der Landrat und wünschte ihnen »einen beschwingten Abend heute« und für die anstehende Zeit alles Gute und Gottes Segen. Auch Hannes Rasp aus Schönau am Königssee gratulierte den Abiturienten. »Sie können stolz sein«, sagte er, »mit dem Abitur einen großen Schritt im jungen Leben geschafft zu haben.« Nun gelte es, zielstrebig weiterzugehen. Er bat die Abiturienten ihre Ausbildung an (Hoch-) Schule oder Betrieb durchzuziehen. »Werft nicht so schnell die Flinte ins Korn«, legte er ihnen ans Herz und berichtete von 25 Prozent der Ausbildungen, die in Deutschland abgebrochen würden.

Katharina Luibl-Auberger wandte sich an die Genies ihres Jahrganges, die ihr Abitur unter das Motto »Alabin – In jeder Flasche steckt ein Genie« gestellt hatten. Die Jahrgangsleiterin kannte die genialen Eigenschaften der Abiturienten. Zum Vorschein gekommen seien Klugheit »unstrittig trifft das auf euch alle zu«, Fleiß »logisch, ein Genie muss auch fleißig sein«, Besonnenheit »ihr seid vernünftig und könnt einen kühlen Kopf bewahren«, Mut »das ist der Stoff, aus dem Genies gemacht sind« und schließlich als Kernkompetenz Zusammenarbeit »ihr seid eine wirklich starke Gemeinschaft, das habt ihr in herausragender Weise bewiesen«. Eine persönliche Eigenschaft hatte die Lehrgangsleiterin noch in einem kleinen Fläschchen eingefangen. Das bekamen die jungen Frauen und Männer dann mit ihrem Abiturzeugnis überreicht.

Zuvor aber die Abiturrede von Felicitas Wolff und Noel Limmer. »Wir haben es geschafft, wir haben das Abitur, den höchsten deutschen Schulabschluss«, freuten sie sich zunächst. Den Weg dorthin – die vergangenen »12, 13 oder auch 14 Schuljahre« – verglichen die beiden mit einer Wanderung. In der Grundschulzeit seien die Wege noch flach gewesen. »Es ging meist geradeaus und das ganze ähnelte eher einem Spaziergang als dem Beginn einer anstrengenden Bergtour«, sagten sie.

Auch Corona thematisierten die beiden. »Lawine« nannten sie die Pandemie, die sie auf alternative Wege gezwungen hätte und durch die es schwer gewesen sei, »quer durch den Wald wieder auf den richtigen Pfad zu finden«. Anstrengend sei es gewesen, als der eigentliche Weg wieder frei gewesen sei. Die Normalität seien sie gar nicht mehr gewohnt gewesen. Doch »ohne Fließ kein Preis«, ehe sie sich versahen, seien die Abiturienten in der Oberstufe gewesen. Felicitas Wolff sagte: »Während ich mich entschied, die letzten Kilometer so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, gab es Leute wie Noel, die in sportlichem Eifer aus zwei Jahren Wanderung gleich drei Jahre machten und somit den schweren Anstieg noch streckten.« Noel Limmer fuhr fort: »Wir nahmen uns vor, den Weg zum Abitur mit dem Leistungssport zu kombinieren und verlängerten die Oberstufe auf drei Jahre. Ein besonderes Dankeschön möchte ich hierbei nicht nur an die Schule richten, die uns mit großem Verständnis entgegenkam, sondern auch an Trainer und Funktionäre, die dieses System erst ermöglichen.«

Die letzten Etappen vor dem Gipfel in der Oberstufe seien schwer gewesen. Gefährliche »Abgründe« wie Seminararbeit, Klausuren und Wahlpflichtfächer hätten sich aufgetan kurz vor dem Ziel. Sie seien geklettert und hätten sogar die letzten »Überhänge« der Abiturprüfungen bezwungen, freuten sich die beiden. Jetzt stünden sie am Gipfel, genössen mit dem Abitur in der Tasche die Aussicht und sähen die anderen Gipfel, die sie noch besteigen möchten: Studium, Ausbildung, Freiwilliges soziales Jahr. Es beginne der Weg zu etwas Neuem. »Jeder wird seinen Weg gehen, doch die Erinnerung an unsere gemeinsame Tour zum Abitur wird bleiben«, waren sich die beiden sicher.

Die »Tour zum Abitur« hatten alle 33 junge Frauen und Männer erfolgreich gemeistert. Stefan Kantsperger, Carola Berk, Oberstufenkoordinator Axel Fuchslechner und Katharina Luibl-Auberger überreichten ihnen das Reifezeugnis. Es gab Applaus, Gratulationen und ein kleines Blitzlichtgewitter.

Nach den Ehrungen der Abiturienten mit den besten Mathematik-Noten, den besten Abiturnoten sowie der Verleihung des Dietrich Bonhoeffer-Preises für besonderes soziales Engagement, sprach der Oberstudiendirektor die Schlussworte.

»Die Welt, in die ihr jetzt eintretet, ist geprägt von Veränderungen und Herausforderungen. Technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung verändern die Arbeitswelt und erfordern ein lebenslanges Lernen und Anpassungsfähigkeit«, sagte Stefan Kantsperger. »KI – das ist das Schlagwort«, fuhr er fort. Er gestand, dass alles, was er bisher gesagt habe nicht von ihm, sondern von seinem neuen Assistenten »ChatGPT« stamme. Den Auftrag, eine Abschlussrede eines Schulleiters zu schreiben, habe der Roboter in zehn Sekunden erfüllt. Durch das Ergebnis habe er festgestellt, Abiturreden sollte man selbst schreiben. Das habe ihn auch der Roboter bestätigt. Wie KI das Leben verändern würde und sich auf Schule und Lernen auswirke, fragte der Schulleiter in den Raum. Er zitierte den »Münchner Merkur« mit »Künstliche Intelligenz könnte die größte technologische Revolution seit Erfindung des Smartphones sein«.

Er war sich sicher, dass sich KI schnell weiterentwickeln werde und sich dadurch unglaubliche Möglichkeiten eröffnen würden. »Es liegt an euch, diese zu ergreifen«, sagte er den Abiturienten, warnte aber: »Macht euch nicht zu Sklaven von Technik und Digitalisierung, sondern nutzt sie für eure Zwecke.« Dafür würde lebenslanges Lernen und Anpassungsfähigkeit erforderlich sein. Er riet den Abiturienten, wenn sie im künftigen Berufsleben bestimmte Arbeitsprozesse an einen Roboter übergeben könnten, das zu tun, um Platz und Zeit zu schaffen für Kreativität, neue Ideen und persönliche Begegnungen. Kreativ, ideenreich, offen – und echt intelligent – nämlich sind die jungen Frauen und Männer. Sie haben das bayerische Abitur gut gemeistert. »ChatGPT« ist nach »Bayerischem Rundfunk« nur knapp mit Deutsch 5, Mathe gerade noch 4, Informatik 5 und Geschichte 3 durchgekommen. Die Abiturienten des CJD Gymnasiums waren besser. Sie besitzen nämlich im Gegensatz zu »ChatGPT« umfassendes Wissen, können selbstständig sowie kritisch Denken und komplexe Aufgaben lösen. Das alles braucht es nämlich – und das sagt »ChatGPT« auch –, um das bayerische Abitur zu bestehen.

 

33 Abiturienten Johannes Angerer, Alexander Angerer, David Brückl, Mia Drozella, Angelina Fürmann, Jakob Ganserer, Konstantin vom Hagen, Mortiz Höflinger, Lucas Hubel, Niklas Huber, Till Hugenroth, Leo Käser, Paulina Kastner, Lara Klein, Noel Limmer, Iva Moric, Felix Motschmann, Kilian Murböck, Julia Payr, Jannis Rady, Veronika Redder, Sebastian Schmidt, Mark Schrott, Sebastian Schwarz, Fredrik Skaardal, Yuna Taniguchi, Niklas Thomas, Nina Walderbach, Sebastian Weiß, Laurenz Werthner, Elisa Wiedeck, Felicitas Wolff, Lisa Zinecker

 

Text und Bild: Berchtesgadener Anzeiger/Lisa Schuhegger